Leichter lernen durch Bewegung

Die Edu-Kinestetik und Brain Gym versuchen, Koordinations- und Lernprobleme durch Bewegungsübungen zu lösen.

Diese Richtung der Kinesiologie entwickelte der Pädagoge Dr. Paul E. Dennison. Edu steht dabei für education (englisch für Erziehung) und kinesis (griechischisch für Bewegung). Dennison ging es darum, Kindern und Erwachsenen das Lernen zu erleichtern. Er war der Überzeugung, dass Kinder Lerninhalte schneller aufnehmen, wenn sie mit bestimmten Bewegungen den Energiefluss im Körper und die Vernetzung der Gehirnhälften verbessern.

 

Bewegung schafft neue Verbindungen

Die Vernetzung der Gehirnhälften und ihre Förderung durch Bewegungsübungen spielt in der Edu-Kinestetik eine zentrale Rolle. Pädagogen, etwa Dr. Barbro Walker vom Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken, warnen vor diesen Übungen: Die Edu-Kinestetik gehe mit ihren Annahmen völlig an heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers vorbei und erwecke den Anschein, man könne mit mechanistischen Korrekturen am Kind vermeintliche Defekte beheben.

 

Bewegung macht schlau – aber nur zusammen mit großer Motivation

„Das Gehirn ist kein Muskel, man kann es nicht trainieren“, so der Neurobiologe Gerald Hüther. Es lernt beziehungsweise speichert vielmehr dann, wenn man etwas mit viel Begeisterung macht – und sich dabei bewegt. Schon im Mutterleib bilden sich durch die Bewegungen des Fötus Synapsen (Nervenbahnen) im Gehirn. Später fördert es die Gehirnentwicklung, wenn die Kinder mit Mobiles spielen, krabbeln (Überkreuzbewegung), selbstständig laufen (und nicht an den Händen geführt werden) und später turnen und toben. Bei Jugendlichen, die hochmotiviert SMS tippen, ist der Bereich im Gehirn, der für die Daumenbewegung zuständig ist, sichtbar vergrößert.

In Weiterführung dieser Erkenntnis könnte man also sagen: Die Bedingung, dass Bewegung einen unmittelbaren Sinn für das Kind hat und deshalb mit großer Motivation und Freude ausgeführt wird, ist bei den Bewegungsübungen nicht gegeben. Sie sind eben „nur“ Übungen

 

Links und rechts miteinander verbinden

Wesentliche Bestandteile der „Lerngymnastik“ nach Paul Dennison sind Bewegungen, die links und rechts, vorne und hinten sowie oben und unten „integrieren“ sollen. Kernstück der Übungen ist die „Dennison-Lateralitätsbahnung“: eine Serie von Überkreuzbewegungen. Sie sollen dazu dienen, rechte und linke Gehirnhälfte besser miteinander zu vernetzen und so Stress bei der Informationsverarbeitung zu vermeiden. Ziel ist die Besserung bei Konzentrationsproblemen, Hyperaktivität, Legasthenie und anderen Lernproblemen.

 

Lernberatung – „Nachhilfe“ an der Wurzel des Problems

Eine Untergruppe von Edu-Kinesiologen nennen sich „Lernberater“. Sie untersuchen in ihren Sitzungen mittels einfacher Tests, wie gut ein Kind hört, sieht und Bewegungen ausführen kann – also die Voraussetzungen für Lernen. Wichtig ist aus ihrer Sicht die stressfreie Zusammenarbeit zwischen Augen, Ohren, Beinen und Händen auf der linken und der rechten Seite. Lernberatung ist also keine Nachhilfe, sie versteht sich vielmehr als „Grundlagenarbeit“. Auch hier spielen die Koordinationsübungen eine zentrale Rolle. Für tiefer liegende, seelische Probleme (etwa Prüfungsangst, geringes Selbstwertgefühl) eignet sich die Psycho-Kinesiologie besser. Ihr Ziel ist es, emotionale Blockaden aufzuspüren und zu lösen.

 

Quelle: br.de

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